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SOFTWARE AS A MEDICAL DEVICE (SaMD) : CLINICAL EVALUATION

Aufgrund der speziellen Charakteristika von Software as Medical Device (SaMD), veröffentlichte die FDA am 14. Oktober einen Entwurf eines Guidance Documents, welches sich nun eingehend der Thematik der klinischen Bewertung widmet (Link). Korrekterweise ist zu erwähnen, dass die FDA das Dokument des Investigator Medical Device Regulators Forum (IMDRF) übernommen hat und dieses um Formalitäten erweiterte. Eines vorweg - das Ausmaß der klinischen Bewertung ist sinnvollerweise vom Risikopotential des SaMDs abhängig. Die Idee der FDA / des IMDRFs zur Einschätzung des Risikopotentials von SaMDs ist detailliert in diesem IMDRF-Dokument geschildert. Untenstehend möchten wir nun also überblicksmäßig auf die Bestimmung des Risikopotentials und in weiterer Folge auf die Elemente der klinischen Bewertung eingehen. Abschließend wird der Zusammenhang dieser beiden Komponenten dargestellt.

Risikopotential

Zusammengefasst werden zwei Gesichtspunkte zur Einschätzung herangezogen:

Die Signifikanz bezieht sich hierbei auf die Tatsache, ob der Output

Untenstehende Grafik stellt nun diese beiden Komponenten dar und deutet bereits den Zusammenhang mit dem Ausmaß der geforderten klinischen Evidenz an.

Risk Categorization of SaMDs

Clinical Evidence - die drei Säulen

Die klinische Evidenz aus Sicht der FDA stützt sich auf drei wesentliche Säulen, welche je nach Risikopotential in unterschiedlichem Ausmaß gegeben sein müssen (vergleichbar mit der Leistungsbewertung bei IVDs):

Komponente Zielsetzung Methodik Erfolgsparameter Beispiel
Analytische Validität Analytischer Zusammenhang zwischen Input und Output des SaMDs Literaturrecherche, präklinische Studien, klinische Studien (zB für die Probenentnahme), Post-Market Aktivitäten klinische Genauigkeit, Präzision (Wiederholbarkeit, Reproduzierbarkeit), Grenzwerte, Linearität, Analytische Sensitivität Reproduzierbarkeit - CT Bilder des selben Patienten und von verschiedenen Aufnahmesystemen werden als Input verwendet und der Output verglichen…
Wissenschaftliche Validität Allgemeiner Zusammenhang zwischen Output und klinischem Zustand Literaturrecherche, klinische Studien (prospektiv, longitudinal, retrospektiv…), Post-Market Aktivitäten Zusammenhangsmaße (Korrelationskoeffizient..), Darstellung des therapeutischen Behandlungserfolgs - verglichen mit Goldstandard Zusammenhang der automatisierten Analyse von Aufnahmen unter Beleuchtung mit UV- Licht zur Detektion von malignen Hautveränderungen
Klinische Leistungsfähigkeit Ermittlung der (diagnostischen) Leistungsfähigkeit des Output-Parameters Klinische Studien (Vergleich mit Goldstandard…), Literaturrecherche (Äquivalenzbetrachtung), Post-Market Aktivitäten Sensitivität, Spezifität, positiv / negativ prädiktiver Wert… Sensitivität und Spezifität des konkreten SaMDs im Vergleich mit Goldstandard (pathohistologische Untersuchung)

Zusammenhang Risikopotential - klinischer Evidenzgrad

Abhängig vom Risikopotential wird also nun die Strategie der klinischen Bewertung definiert, wobei bei kritischen Produkten zusätzlich ein unabhängiges Review der klinischen Evidenz verlangt wird.

RisikokategorieStrategie der klinischen BewertungBeispielUnabhängige Überprüfung
I.i - I.ii - I.iiiAllgemein: AV, SV
Neuartig: AV, SV, “Real World Experience”
Detektion von Augenbewegungen bei Astigmatismus zur Anleitung der folgenden diagnostischen Schritte (I.i)Nicht erforderlich
II.i - II.iiiAllgemein: AV, SV
Neuartig: AV, SV, “Real World Experience”
Diagnostisch: AV, SV, CP
Softwaresystem, welche prädiktive Werte hinsichtlich Schlaganfallrisiko generiert um Präventionsstrategien zu entwickeln (II.iii)Nicht erforderlich
II.ii - III - IVAllgemein: AV, SV
Diagnostisch: AV, SV, CP
Softwaregestützte Analyse von Liquorflüssigkeit zur Diagnose von viraler Meningitis bei Kindern (IV.i)Erforderlich

Beispiel

Zweckbestimmung: Das SaMD soll histopathologische Untersuchungen von Biopsien ersetzen um automatisiert Zellveränderungen zu detektieren, welche bei malignen Melanomen auftreten. Dazu werden Fotografien softwaregestützt ausgewertet, welche mittels eines speziellen Objektivs unter UV Beleuchtung aufgenommen werden. Da das Krankheitsbild als kritisch einzustufen ist, ist das SaMD in die Kategorie IV.i einzustufen. Daraus ergibt sich folgende Möglichkeit für die Strategie der klinischen Bewertung:

durch eine prospektive Studie wird die Methode mit dem Goldstandard (histopathologische Untersuchungen) verglichen, um die Sensitivität und Spezifität unter verschiedenen Rahmenbedingungen zu erheben (Patientenpopulation, Hauttypen, Kontrastverhälnisse). Um die Anzahl der tatsächlichen Krankheitsfälle zu erfassen, kann es möglich sein, dass die StudienteilnehmerInnen lange nachbeobachtet werden müssen.

Fazit

Das Dokument stellt eine wichtige Informationsquelle für Hersteller von SaMD dar um eine Strategie zur klinischen Bewertung zu erarbeiten. Wichtig zu erwähnen ist, dass diese Rahmenbedingungen die Sichtweise der amerikanischen Zulassungsbehörde darstellen. Für Europa ist das Dokument zwar ebenfalls von Interesse - es sei in Bezug auf die klinische Bewertung allerdings zusätzlich auf das MedDev Guidance Document 2.7/1 rev 4 (MD/AIMD) Blog-Artikel bzw. auf entsprechende Dokumente des IMDRFs (IVD) verwiesen.

Die Strategie der klinischen Bewertung sollte in jedem Fall zu einem frühen Zeitpunkt der Entwicklung erfolgen - durchaus initial bereits nach der Definition der Zweckbestimmung und der entsprechenden Risikoklasse des SaMDs. Eine erste Literaturrecherche kann beispielsweise dazu dienen, um zusätzlich den vorhandenen Wissensstand abzuklären. Basierend auf:

kann so eine erste Einschätzung der klinischen Beweislage geschehen. Die Risikoklasse des SaMDs in Kombination mit dem aktuellen Evidenzgrad bildet weiterführend Grundlage für die Planung der Strategie der klinischen Bewertung - inklusive Studien nach der Markteinführung (um beispielsweise die Patientenpopulation zu erweitern).

Hersteller von SaMDs, welche die Markteinführung in Amerika anstreben, sollten diesen Entwurf unbedingt im Auge behalten.